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Gesundheit – Blut-Hirn-Schranke

Aufgaben und Aufbau

Die Blut-Hirn-Schranke ist eine organische Barriere zwischen dem Blutkreislauf und dem Zentralnervensystem. Sie reguliert z.T. aktiv, z.T. passiv den Stoffaustausch zwischen Blut und Gehirn. Gleichzeitig wirkt sie als Schutzschild, indem sie das Eindringen von schädlichen Stoffen in die Hirnflüssigkeit verhindert. Nur wenige Krankheitserreger können die Blut-Hirn-Schranke überwinden. Der Filter besteht zur Hauptsache aus (vgl. mit der Abbildung) sog. Endothelzellen welche die Blutkapillargefässe umgeben und aus den Enden von Astrozyten, welche u.a. als Nähr- und Stützzellen im Gehirn fungieren.

Störungen der Blut-Hirn-Schranke

Störungen der Blut-Hirn-Schranke, d.h. Veränderungen ihrer Permeabilität (Durchlässigkeit) können dazu führen, dass Krankheitserreger und toxische Stoffe leichter ins Gehirn eindringen und dass Hirnödeme (Anschwellung des Gewebes durch Flüssigkeitsansammlung) verursacht werden, die je nach Ausmass zu einem Anstieg des Hirndrucks mit daraus resultierenden Durchblutungsstörungen führen. In der Medizin nutzt man die Kenntnisse über die Entstehung von Schrankenstörungen, um den Transport von Medikamenten aus dem Blut in das Gehirn zu erleichtern. Entsprechende Medikamente werden so „massgeschneidert“, dass sie die Blut-Hirn-Schranke überwinden können.

Einwirkungen von elektromagnetischer Strahlung

Seit den 70er Jahren wird der Einfluss von elektromagnetischer Strahlung auf die Funktion der Blut-Hirn-Schranke untersucht. Dazu wurden sowohl Tierversuche (sog. in vivo Studien), als auch Laborversuche im Reagenzglas mit Zellkulturen (sog. in vitro Studien) durchgeführt.  Es konnte u. a. nachgewiesen werden, dass sehr starke elektromagnetische Felder (Feldstärken oberhalb der gültigen Grenzwerte) infolge thermischer Effekte (Erwärmung des Hirngewebes) die Blut-Hirn-Schranke durchlässiger machen und damit gesundheitlich problematisch sein können. Untersucht wurde auch, ob schwache Felder zu gesundheitsrelevanten Blut-Hirn-Schranke Störungen führen. Bislang konnte das wissenschaftlich nicht nachgewiesen werden.

Schlussfolgerungen

Die bis heute vorliegenden wissenschaftlichen Untersuchungen geben keine Hinweise auf eine gesundheitlich relevante Störung der Blut-Hirn-Schranke durch den Einfluss elektromagnetischer Felder, wie sie durch die Grenzwerte zugelassen sind. Einzelne Studien, die zu anderen Ergebnissen kamen, weisen zum Teil erhebliche methodische Mängel auf und/oder die Ergebnisse konnten in Nachfolgeuntersuchungen nicht bestätigt werden. 

Ausgewählte Literatur (Übersichtsarbeiten)

Übersicht 2019 zu Mobilfunk und Blut-Hirn-Schranke

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Stögbauer, F. (2003). Beeinflussung der Blut-Hirn-Schranke durch elektromagnetische Felder. Forschungsgemeinschaft Funk e.V. Edition Wissenschaft, 15, 3-15.