Gesundheit – Kognitive Fähigkeiten

Unter kognitiven Fähigkeiten versteht man im Allgemeinen die geistigen Fähigkeit oder Denkleistungen wie zum Beispiel
- die Aufmerksamkeit
- die Erinnerung
- das Lernen
- das Planen
- die Orientierung
Diese kognitiven Fähigkeiten beruhen beim Menschen ganz wesentlich auf der Sprache. Von der Kognition unterschieden werden häufig Instinkte, Reflexe, Emotionen, Gefühle, Intuitionen, Kreativität oder Gewohnheiten.
Der Einfluss elektromagnetischer Felder
Um mögliche Wirkungen elektromagnetischer Felder auf kognitive Fähigkeiten zu untersuchen, werden Studien sowohl an Menschen als auch an Tieren durchgeführt. Dabei kommen spezialisierte Testverfahren zum Einsatz, etwa in Humanversuchen Reaktionstests oder in Tierexperimenten Labyrinthtests. Mit einem Elektroenzephalogramm (Elektroenzephalogramm (EEG)) können kognitive Leistungen aufgezeichnet werden. Ziel ist es dabei, herauszufinden ob, wo und wie elektromagnetische Felder die Gehirnaktivität und damit verbundene Funktionen beeinflussen.
In den letzten Jahren wurde vor allem die kurzfristige Wirkung von hochfrequenten elektromagnetischen Feldern des Mobilfunks (Handys und Basisstationen) untersucht. Kurzfristig meint einen Zeitbereich von Minuten bis mehrere Stunden. Langzeitstudien liegen noch nicht vor. Die bisherigen Ergebnisse sind uneinheitlich. Einige Arbeiten deuten darauf hin, dass Mobilfunk-Exposition zur Verbesserung der Aufmerksamkeit und des Gedächtnisses führen kann. Andere Studien fanden jedoch keine Wirkungen oder auch eine Beeinträchtigung von kognitiven Leistungen. Die Verschiedenheit der Ergebnisse kann wissenschaftlich noch nicht erklärt werden. Sicher spielen unterschiedliche methodische Ansatze in den einzelnen Studien eine Rolle.
Bezüglich niederfrequenter Felder weist eine klare Mehrheit der Studien darauf hin, dass niederfrequente Magnetfelder kognitive Leistungen nicht negativ (oder positiv) beeinflussen.
Wichtig ist an dieser Stelle zu betonen, dass die gefundenen Einflüsse kein Gesundheitsrisiko darstellen. Alle Effekte sind vergleichsweise subtil und liegen innerhalb der natürlichen Schwankungen oder der „Tagesform“. Das Deutsche Bundesamt für Strahlenschutz betont, dass bei allen dokumentierten Wirkungen keine Beeinträchtigung der Gesundheit vorliege.
Schlussfolgerungen
Es gibt Hinweise darauf, dass eine kurzfristige Wirkung elektromagnetischer Felder des Mobilfunks die kognitiven Fähigkeiten beeinflussen könnte. Die bisherigen Ergebnisse sind jedoch nicht einheitlich, teilweise auch widersprüchlich. Gesundheitliche Auswirkungen sind keine festgestellt worden. Bezüglich niederfrequenter Magnetfelder weist eine deutliche Mehrheit der Studien darauf hin, dass kognitive Leistungen nicht beeinflusst werden.
Ausgewählte Literatur (Übersichtsarbeiten)
Übersicht 2019 zu Mobilfunk und Kognition
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Barth, A., Ponocny, I., Ponocny-Seliger, E., Vana, N., Winker, R. (2010). Effects of extremely low-frequency magnetic field exposure on cognitive functions: results of a meta-analysis. Bioelectromagnetics, 31, 3, 173-179.
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Di Lazzaro, V., F. Capone, F. Apollonio, P. A. Borea, R. Cadossi, L. Fassina, C. Grassi, M. Liberti, A. Paffi, M. Parazzini, K. Varani and P. Ravazzani (2013). A consensus panel review of central nervous system effects of the exposure to low-intensity extremely low-frequency magnetic fields. Brain Stimul, 6, 4, 469-476.
Dürrenberger, G., Leuchtmann, P., Röösli, M., Siegrist, M., Sütterlin, B. (2015). Fachliteratur-Monitoring "EMF von Strom-Technologien". BFE, Bern. Publikation 291030, Kapitel 3.3.6.2.
Gollnick, F., Dubois, W. (2007). Wirkung von EMF auf das menschliche Gehirn. Newsletter der Forschungsgemeinschaft Funk, 4, 1-13.
Independent Advisory Group on Non-Ionising Radiation (AGNIR) (2012). Health effects from radiofrequency electromagnetic fields. U.K. Health Protection Agency, Oxfordshire. Chapter 5.1.1, 205-207.
International Commission on Non-Ionizing Radiation Protection ICNIRP (2009). Exposure to high frequency electromagnetic fields, bilogical effects and health consequences (100 kHz-300 GHz). Chapter II.5.1, 223-257.
Regel, S.J., Achermann, P. (2011). Cognitive performance measures in bioelectromagnetic research - critical evaluation and recommendations. Environ Health (online publication), 10 (10), doi:10.1186/1476-069X-10-10.
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Van Rongen E, Croft R, Juutilainen J, Lagroye I, Miyakoshi J, Saunders R, de Seze R, Tenforde T, Verschaeve L, Veyret B, Xu Z (2009). Effects of radiofrequency electromagnetic fields on the human nervous system. Journal of Toxicology and Environmental Health, Part B: Critical Reviews, 12, 8, 572-597.
FSM-Forschungsprojekte zum Thema Kognitive Fähigkeiten
Ursachen unterschiedlicher individueller Reaktionen auf elektromagnetische Felder
Prof. Dr. Reto Huber, Prof. Dr. Peter Achermann
Kinderspital Zürich, Universitäts-Kinderklinik Eleonorenstiftung
Grundlagenforschung (Abgeschlossen)
Das Projekt versucht mit bildgebenden Verfahren (MRI) anatomische Merkmale im Gehirn aufdecken, die für individuelle Unterschiede in der Elektroenzephalogramm (EEG)-Antwort auf Exposition gegenüber pulsmodulierten Hochfrequenzfeldern zuständig sind.
Publikation/en:
Mobiltelefon: Schlaf und kognitive Leistungen
Prof. Dr. Reto Huber
Kinderspital Zürich, Universitäts-Kinderklinik Eleonorenstiftung
Grundlagenforschung (Abgeschlossen)
Das Projekt untersucht bei Jugendlichen Wirkmechanismen von gepulster EMF auf Aktivitäten der Hirnrinde während des Schlafs und wie sich solche Veränderungen auf die kognitive Leistungsfähigkeit auswirken.
Publikation/en:
Dosis-Wirkung Beziehung von GSM-Feldern (Typ Handy) auf Schlaf und Schlaf-EEG
PD Dr. Peter Achermann, Prof. Dr. Niels Kuster
Universität Zürich, Institut für Pharmakologie und Toxikologie
Grundlagenforschung (Abgeschlossen)
Wir beobachteten, dass die Hirnaktivitäten im nicht-REM Schlaf nach Exposition mit gepulster Strahlung im Vergleich zur Exposition mit kontinuierlichen Wellen deutlich höher waren. Ziel dieses Projektes ist es, den Dosis-Wirkungs-Nachweis zu erbringen.
Publikation/en:
Effekte niederfrequenter Signalkomponenten von Handystrahlung auf die Gehirnaktivität
Dr. Jon Dobson
Universitätsspital Zürich, Neurologische Klinik
Grundlagenforschung (Abgeschlossen)
Das Projekt untersucht die Auswirkungen von 2Hz und 8Hz Magnetfeldern auf die elektrische Aktivität des Gehirns von Epilepsie-Patienten, die eine prächirurgische Untersuchung erfahren, und von freiwilligen Versuchspersonen.