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Gesundheit – Krebs

Bei Leukämie handelt es sich um eine bösartige Erkrankung des Blutsystems („Blutkrebs“), bei der sich die weissen Blutkörperchen krankhaft und unkontrolliert vermehren (Bild rechts, oben). 2.5% aller Krebsneuerkrankungen sind Leukämien. Es werden verschiedene Leukämiearten unterschieden. Die akute lymphatische Form (ALL) kommt vergleichsweise häufig im Kindesalter vor (Grafik rechts unten). Die Ursachen von Leukämie sind noch nicht geklärt. Diskutiert werden auslösende Faktoren wie

  • Chemikalien
  • Ionisierende Strahlungen
  • Verschiedene Viren
  • Genetische Vorbelastungen

Der Einfluss elektromagnetischer Felder

Seit 30 Jahren stehen niederfrequente Magnetfelder, wie sie von Anlagen der Stromversorgung und von elektrischen Geräten erzeugt werden, im Verdacht, das Leukämierisiko für Kinder zu erhöhen. In einigen epidemiologischen Studien wurde ein messbarer Zusammenhang zwischen Kinderleukämie und der Stärke von Magnetfeldern in Wohnungen in der Nähe von Hochspannungsleitungen gefunden. Diesen Studien zufolge, besteht für Kinder möglicherweise bei einer langzeitigen (mehrjährigen) Exposition über einer kritischen Feldstärke (0,4 Mikrotesla) ein doppelt so hohes Risiko an Leukämie zu erkranken. Für die Schweiz würde das hochgerechnet etwa einen Fall von zusätzlicher Kinderleukämie pro Jahr bedeuten. Über einen allfälligen biologischen Wirkungsmechanismus ist nichts bekannt.

Bezüglich Leukämien und Lymphomen bei Erwachsenen sind die Befunde sowohl bei häuslicher als auch bei beruflicher Exposition uneinheitlich. In den neueren Studien scheinen die Risiken eher abgenommen zu haben. Die Studien welche Risikoerhöhungen ausweisen, sind heterogen bezüglich Tumorarten und Expositionserfassung. Insgesamt kann man von Verdachtsmomenten sprechen. 

Aufgrund (i) der gefundenen statistischen Zusammenhänge zwischen Hochspannungsleitungen und Leukämien - primär Kinderleukämie - und (ii) eines fehlenden Kausalnachweises hat die WHO niederfrequente Magnetfelder als "möglicherweise krebserregend" eingestuft. Man beachte dabei: viele im Alltag konsumierte oder anzutreffende Substanzen gehören in diese Kategorie.

Einzelne Studien geben auch Hinweise auf ein erhöhtes Risiko von Kinderleukämie in der Umgebung von Radio- und TV-Anlagen. Diese Hinweise sind jedoch spärlich und kontrovers und betreffen Einzelfälle von Anlagen. Systematische Untersuchungen an vielen Anlagen konnten bislang keinen Zusammenhang mit Kinderleukämie nachweisen. Dieser Befund gilt auch für den Mobilfunk. Zurzeit gibt es keine stichhaltigen Beweise, dass Handys oder Mobilfunkstationen ein Risikofaktor für Leukämie bei Kindern oder Erwachsenen sind.

Schlussfolgerungen

Ein wissenschaftlicher Nachweis für ein erhöhtes Leukämierisiko durch nieder- oder hochfrequente elektromagnetische Felder gibt es bisher nicht. Es gibt jedoch Hinweise auf ein möglicherweise erhöhtes Risiko bei Kindern, die in der Nähe von Hochspannungsleitungen wohnen. Falls der Zusammenhang wirklich existiert, müsste in der Schweiz mit etwa einem zusätzlichen Fall von Kinderleukämie pro Jahr gerechnet werden.

Ausgewählte Literatur (Übersichtsarbeiten)

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